
Anthony McCarten, GOING ZERO, weil es spannend zeigt, was die Menschen hinter den sozialen Medien mit uns und der Gesellschaft machen - eine erschreckende Utopie, die immer realer wird. DAS Buch der Stunde!
Thomas Laufmöller, AUFRUHR: Es wirft viele Fragen und Gedanken auf, mit denen jede:r seine Stellung zur (katholischen) Kirche reflektieren kann. Und es macht Mut, Kirche anders zu gestalten.
Edgar Selge, HAST DU UNS ENDLICH GEFUNDEN - so grausam - so leicht - erzählt vom Aufwachsen im Nachkriegsdeutschland, damit viel von unseren Gefühlen und von unserer Gesellschaft heute, fein untermalt mit Musik von Bach bis Strauß. Lest dieses Buch!
Iris Wolff, LICHTUNGEN: „Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen“. Lev und Kato stammen aus demselben Dorf in Siebenbürgen und kennen sich seit Kindheitszeiten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat Kato die Heimat verlassen, während Lev geblieben ist. Jahrzehnte später reist er ihr nach. Eine beeindruckende Geschichte, die individuelle Folgen historischer Zäsuren aufzeigt, in einer poetischen Sprache mit nachhaltigem Eindruck. Unbedingt lesenswert!
Charlotte Gneuß GITTERSEE, weil sie sprachlich verkappt uns in eine Familie der DDR entführt und zeigt, wie die 16jährige Karin in die Fänge der Stasi gerät - ein Geschichtsbuch, das den Alltag dieser Nachkriegsgeneration einfängt. Ein Erkenntnisgewinn in diesen Zeiten.
Caroline Wahl 22 BAHNEN, weil zwei Schwestern zusammenhalten, um den Alltag mit der kranken Mutter zu bestehen und dennoch ihren je eigenen Weg zu gehen, sich
freischwimmen, klar und knapp, aber feinfühlig geschrieben. Und in Windstärke 17 bricht Ida in ihr neues Leben auf.
Sabrina Janesch SIBIR, weil die Autorin es versteht, die Entwurzelung und deren lebenslange Folgen in ihren Romanen so plastisch und klar darzustellen, dass man nicht
aufhören mag zu lesen. Der Buchtitel bedeutet das russische Wort für Sibirien; so nannte man damals das kasachische Gebiet, wohin der Vater als Kind mit seinen Eltern verschleppt wurde. Die Tochter wächst Jahrzehnte später in Norddeutschland auf. Der Vater wird dement, verbrennt all seine Aufzeichnungen und löscht so die Erinnerung an das Früher aus. Ein ganz wunderbares Buch der Autorin, die in Münster ihre Heimat gefunden hat.
Claire Keegan KLEINE DINGE WIE DIESE, weil die Autorin an ein düsteres Verbrechen in Irland erinnert: In der Magdalenen-Wäscherei, finanziert vom Staat und der Kath.
Kirche, starben unzählige Babys und Kinder oder wurden zur Adoption freigegeben. Erst 1996 wird die Wäscherei aufgelöst. Diese Düsternis wird genommen durch die wunderschöne poetische Sprache und die noble Gesinnung des Protagonisten Bill. Das Büchlein kann ich nur empfehlen – Sie müssen es unbedingt lesen!
Angelika Overath DIE UNSCHÄRFEN DER LIEBE: Auf einer Zugfahrt von Chur/Schweiz über den Balkan nach Istanbul hat der Protagonist Baran, griechisch-orthodoxer Abstammung, viel Zeit und Muße, sich über seine widerstreitenden Gefühle für Clas oder doch für Alva klar zu werden. In schöner klarer Sprache ziehen Landschaften und Erinnerungen vorüber und nehmen den Leser/die Leserin mit auf eine Spurensuche des Herzens. Große Empfehlung!
Angela Steidele AUFKLÄRUNG: Leipzig im 18. Jahrhundert: Die Familie von Johann Sebastian Bach, von Professor Gottsched und seiner Ehefrau und viele andere Zeitgenossen betrachtet die älteste Tochter von Joh. Sebastian Bach, Dorothea Bach, in ihren Erinnerungen. In präziser schöner Sprache mit vielen Anspielungen auf die Jetzt-Zeit bringt uns die versierte Autorin die wunderbare Musik Bachs, das Leben in Leipzig als Buchdrucker-Stadt usw. näher. Ich habe aus diesem Roman viel gelernt, über starke Frauen gelesen und alles in allem als bereichernd empfunden. Die Autorin erlebte und hörte ich im Literaturverein in einer rasanten Lesung, die unvergesslich bleiben wird.
Gabrielle Zevin MORGEN, MORGEN UND WIEDER MORGEN: Eine bewegende, vielschichtige, schwierige Beziehungsgeschichte, die bereits in der Kindheit von Sam und Sadie beginnt, wo sie sich in einem Krankenhaus begegnen. Das verbindende Element sind Computerspiele, die von den Protagonisten geliebt und später selbst entwickelt werden.
Bernhard Schlink, DAS SPÄTE LEBEN: Bernhard Schlink ist ja schon ein älterer Herr und da hat ein weiser Mann ein Buch geschrieben, das sich sehr sensibel mit dem Leben und dem Tod des Protagonisten auseinandersetzt! Berührend sind die altersweisen Briefnachlässe an seinen kleinen sechsjährigen Sohn.
Nguyen Phantom Que Mai, DER GESANG DER BERGE, weil ich viel über den Vietnamkrieg, darüber wie Ideologien Menschen und Familien entzweien, wie schnell Extremisten die Macht übernehmen, über starke Frauen erfahren habe erfahren habe.
Katerina Poladjan HIER SIND LÖWEN, weil man in dieser wunderbaren Geschichte, in der sich die Restauratorin auf die Spuren der alten Familienbibel begibt, die sie aufarbeiten soll, den Protagonisten ziemlich nah kommt und die immensen politischen Herausforderungen des armenischen Volkes spürt. Sehr lesenswert – mit großem Mehrwert!
Sylvie Schenk MAMAN, weil sie die Geschichte ihrer Mutter zwischen intellektuellem Anspruch und ihrer eigenen Wirklichkeit erzählt, eine Geschichte von Müttern und Töchtern, von Sprach- und Lieblosigkeit, dem Nachspüren und Finden. Es berührt zutiefst - ganz zu recht nominiert für den deutschen Buchpreis 2023.
Julia Schoch DAS LIEBESPAAR DES JAHRHUNDERTS: Ein Roman über eine große Liebe, die sich im Alltag verliert und keine Liebe mehr ist. Sprachgewaltig, auch witzig, analysiert die Autorin die Kommunikationsunfähigkeit zwischen dem Paar, das eine Familie mit 2 Kindern gegründet und sich auseinandergelebt hat. Eine normale Geschichte einer Ehe, doch so ganz besonders durch die präzise Beobachtungsgabe der Autorin. Auch Zeitgeschichtliches wird thematisiert. Für alle langjährigen Beziehungsleute eine dringende Empfehlung!
Alex Schulmann VERBRENN ALL MEINE BRIEFE, weil der Autor die in seiner Familiengeschichte seit Generationen verankerte Wut, auch seine eigene, nicht länger unaufgearbeitet lassen will und mit seinem Roman eine tragische Liebesgeschichte seiner Großmutter ans Tageslicht holt. Einfühlsam und teils in einer poetischen Sprache versteht es der Enkelsohn, eigene Besuche bei den Großeltern, aufgefundene Dokumente und Örtlichkeiten zu analysieren und aufzuschreiben. Mich hat der Stil und der Inhalt des Romans sehr berührt und möchte ihn allen LeserInnen empfehlen, die an biografischem Hintergrund interessiert sind.
Khue Pham, WO AUCH IMMER IHR SEID, weil die Autorin die Geschichte Vietnams in den vergangenen 70 Jahren mit einer Familiengeschichte verquickt und je nach Standort die Argumente des jeweiligen Familienmitglieds zur jeweiligen aktuellen politischen Situation, aber bezüglich seines Handeln nachvollziehbar werden.
Arno Geiger, DAS GLÜCKLICHE GEHEIMNIS, weil viele Jahre der Autor sein glückliches Geheimnis für sich behalten konnte, nämlich in Wien regelmäßig in Altpapiercontainern nach weggeworfenen Inhalten wie Büchern, Dokumenten, Briefen etc. zu stöbern, auch zu Geld zu machen, aber vor allem um seinen Horizont, seine Lebenserfahrungen und seinen Schreibstil zu erweitern.
Mit einer frappierenden Offenheit erzählt er in diesem Buch von seinem Geheimnis und fühlt sich sichtlich befreit, es loszuwerden. Seine Sprache, sein Humor, seine Lebensklugheit und seine Bescheidenheit haben mich sehr gerührt. Ein tolles Buch – sollte man nicht versäumen es zu kennen.
Ewald Arenz, DIE LIEBE AN MIESEN TAGEN, weil es eine wunderbare Liebesgeschichte ist, die der Autor kenntnisreich, einfühlsam/behutsam und mit viel Humor und guten Dialogen beschreibt. Vom ersten Moment an wissen Clara und Elias, dass sie füreinander bestimmt sind. Damit ändert sich alles: Elias kann nicht länger verdrängen, dass er mit seiner Freundin in einem falschen Leben steckt. Und für Clara wird es Zeit, das Alleinsein aufzugeben. Liebesromane haben mich nie so recht interessiert, aber dieser Autor gefällt mir mit seiner Sprache auch in seinen anderen Romanen wie „Alte Sorten“ oder auch „Der große Sommer“. Ein schöner Schmöker mit absolutem Tiefgang.
Sasha Marianna Salzmann, IM MENSCHEN MUSS ALLES HERRLICH SEIN (nach einem Ausspruch von Tschechow), weil dieses Buch eine Wucht hat, die politischen Verhältnisse in den 90er Jahren des auseinandergefallenen Sowjetreichs in vier großen Erzählungen von 4 Frauen zu beleuchten. Vor allem, welche persönlichen Schicksale hinter all diesen Verwerfungen stecken. Auch mit Blick auf den jetzigen Krieg eine unglaublich starke Geschichte, was Krieg, Entwurzelung, Neubeginn mit den einzelnen Generationen macht. Allein die Sprache nimmt den Leser/die Leserin mit und zieht in ihren Bann.
Annie Ernaux, DAS ANDERE MÄDCHEN, weil die Autorin in einem langen Brief (in knapp 80 Buchseiten ) eine Annäherung zu ihrer Schwester herzustellen versucht, die vor ihr im Alter von sechs Jahren an Diphterie verstarb. Zehn Jahre alt war die frischgekürte Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux, als sie dies erfuhr. Der Text ist nach Jahrzehnten eine Rekonstruktion und Selbstbefragung zugleich. Er hat mich sehr gefangen und spiegelt viele andere Familiengeheimnisse, die nie ausgesprochen/ angesprochen wurden. Das Büchlein empfehle ich sehr.
Bonnie Garmus, EINE FRAGE DER CHEMIE, weil eine Frau trotz gesellschaftlicher Anfeindungen, persönlicher Schicksalschläge, Neid und Mobbing ihren Weg geht, erzählt mit Humor und Herzenswärme.
Lucy Fricke, DIE DIPLOMATIN, weil wir hier eine authentische Geschichte im Diplomaten-Milieu, u. a. in der Türkei beschrieben bekommen, die Anlass gibt zum Lachen und Weinen. In einer Lesung in Münster erlebte ich die sehr bescheidene und offene Autorin, die für ihre Recherchen längere Zeit in der Türkei verbrachte. Nach Erscheinen ihres Romans sei ihre Einreise in die Türkei nicht mehr erwünscht, so nah komme der Text an die Wirklichkeit. Eine spannende, hoch politische Erzählung.
Andreas Stichmann, EINE LIEBE IN PJÖNGJANG, weil der Autor es versteht, nach einer Studienreise durch Nordkorea in einer behutsamen Sprache die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen unterschiedlichen Alters, verschiedener Kulturkreise und politischer Systeme ins rechte Bild zu setzen. Mich hat die Geschichte sehr berührt - ein ganz feiner Roman – auch zum Dazulernen unbedingt geeignet.
Monika Helfer, DIE BAGAGE, weil die Autorin es versteht, mit ihrer kondensierten Erinnerungserzählung die kleine Welt ihrer Ursprungsfamilie in den Vorarlberger Alpen ins Licht zu rücken. Sehr berührend – und der Auftakt zu den Romanen „Vati“ und „Löwenherz“.
Stefan Hermans DER AUFGANG, weil mit einer grandiosen Recherche, Fotos, Texten und Sprache Historisches anhand eines alten Hauses in Gent/Belgien an die Oberfläche geholt wird. Für geschichtlich Interessierte ein Muss.
Hanns-Josef Ortheil, DIE ERFINDUNG DES LEBENS, weil ein sprachloses Kind dank der fürsorglichen Liebe des Vaters einen wunderbaren Weg zurück zur Sprache findet und vor allem zum Schreiben: ein reiner Genuss ist dieses biografische Buch.
Natasha Wodin, SIE KAM AUS MARIUPOL, weil die Autorin ohne Vorwürfe an irgendwen ihre Lebensgeschichte erzählt, der ihrer Eltern als ukrainische Zwangsarbeiter in Bayern und die Entdeckung ihrer familiären Wurzeln. Eine bedrückende, zu Herzen gehende Geschichte, wahrhaftig und souverän erzählt.
Marie Benedict, FRAU EINSTEIN: Unglaublich, mit welcher Chuzpe Albert Einstein Theorien und Arbeitsergebnisse seiner ersten Ehefrau Mileva Maric, einer begnadeten Physikerin und Analytikerin, gebrauchte, um seine Relativitätstheorie zu untermauern. Mich hat diese Erkenntnis regelrecht wütend gemacht. Absolut lesenswert.
Iris Wolff, SO TUN, ALS OB ES REGNET, weil dieses dieses dünne Büchlein (163 S.) ein sprachlicher Genuss ist und vier Generationen in 100 Jahren Zeitgeschichte umfasst. Nicht zögern, gleich lesen – ein paar Stunden Lesevergnügen.
Alice Walker, DIE FARBE LILA, weil ich viel lerne von diesen starken, mutigen Frauen über Macht und Befreiung. Mit einfachen Worten Unfassbares berührend erzählt.
Dimitri Kapitelman, EINE FORMALIE IN KIEW, weil der Autor mit Leichtigkeit und viel Humor zur Völkerverständigung beiträgt, erschienen 2021 und jetzt in Kriegszeiten umso lesenswerter.
Katerina Poladjan, ZUKUNFTSMUSIK, weil uns die Erzählung eines einzigen Tages in einer sowjetischen Kommunalka hinreißend in eine ganze Epoche der Weltgeschichte mitnimmt.
Adriana Popescu, GOLDENE ZEITEN IM GEPÄCK, ein Roadtrip rüstigen Altenheimbewohnerin mit ihrer jungen Pflegerin, der uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Raquel J. Palacio, WUNDER, weil es ein schöner Wohlfühlroman ist, den es bei uns als DVD gibt. Es geht um Freudschaft, Zusammenhalt und Loslassen.
Matt Haig, DIE MITTERNACHTSBIBLIOTHEK, weil es anregt über das eigene Leben nachzudenken. Denn jeder hat ganz viele Leben. Es ist tieftraurig und auch sehr lustig.
Bernd Schwarze, MEIN WILLE GESCHEHE, weil dieser ungewöhnliche Krimi mit philosophischen Überlegungen nicht abgehoben, sondern sehr fesselnd ist. Und er einen guten Einblick in das Leben und Denken eines Seelsorgers gibt.
Natascha Wodin, IRGENDWO IN DIESEM DUNKEL, weil Natascha Wodin in ihrem autobiografischen Roman zeigt, wie ein Leben gelingen kann trotz Missachtung, Demütigung, Kränkung und Armut. Das macht Mut in diesen Zeiten!
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