Es begab sich aber zu der Zeit, da im ganzen Land ein hartnäckiges Virus herrschte, das öffentliche Bibliotheken dazu zwang, ihre Öffnungszeiten einzuschränken und die Arbeit zu digitalisieren. In der Remigius Bücherei im Münsterland wohnte damals ein wissbegieriges Team mit Nelly, der quirligen Kita-Bespaßerin.
Eines trüben Oktober-Tages – es drohte bereits der nächste Corona-Lockdown – erhielt das Team angekündigten Besuch eines Medienpädagogen im Auftrag des H… im Auftrag der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken. Tom reiste mit zwei großen, schweren Koffern an, deren Inhalt mit dem schlichten Kürzel AV-Medien getarnt war. Nelly verstand sehr schnell, dass sie den Inhalt des Koffers nicht geschenkt bekam, denn dafür war er viel zu wertvoll: Notebooks, iPads, Greenscreen-Zubehör und eine Tonie-Hörbox -prima, die kannte sie schon – kamen zum Vorschein, außerdem diverse unbekannte Geräte wie eine Occulus-VR-Brille, 360-Grad-, Video- und Action-Kamera. Da dämmerte es Nelly und ihrem Team: Videos sollten erstellt werden! Und damit das auch mit dem Ton vernünftig klappt, gab es zusätzlich das ganze Gedöns von Stativen über professionelle Mikros bis zu Kopfhörern und Lautsprechern. Es fehlte nichts, sogar an Speicherkarten war gedacht. Der Deal klang gut: 4 Wochen Leihgabe der Technik und Experimentieren nach Herzenslust gegen mindestens 1 fertiges Produkt.

Der Zufall wollte es, dass zeitgleich die Anfrage an die Bücherei kam, für das Adventsprogramm der Pfarrgemeinde ein Video mit der Herbergssuche von Maria und Joseph zu erstellen. Also waren zwei Ziele formuliert: Videoproduktion „Herbergssuche digital“ https://youtu.be/YpPYryOR4d8
und Ausprobieren vor allem derjenigen Geräte, die das Team (4 Hauptamtliche plus Azubi) noch nicht kannte. Effizienz, also Aufgabenverteilung, war jetzt geboten. Das Team sammelte für die digitale Herbergssuche inhaltliche Ideen, schrieb das Storyboard, filmte und fotografierte vor Greencreen, nahm Ton auf, produzierte Musik mit dem Roli-Kit und schnitt schließlich alles zu einer Nachrichtensendung zusammen.
Währenddessen probierte Nelly die 360-Grad-Kamera aus und gewann ganz neue „Innenansichten“ der Bücherei. Man glaubt ja gar nicht, wie belastet ein Zeitschriftenfach ist, wenn jemand von außen die Klappe aufreißt und nach Heften grapscht oder wie ein 3D-Drucker sich fühlen muss, wenn
neugierige Gesichter an seiner Scheibe kleben oder noch schlimmer: wie schwindelfrei Bücher sein müssen, wenn sie über das Förderband der Außenrückgabe geschickt werden. Ja, das kann man in etwa nachempfinden, wenn man diese Foto- und Film-Aufnahmen z.B. mit dem Handy in einer VR-Brille betrachtet. Dumm nur, dass sogar der 20 Jahre alte Kühlschrank zweifelsfreie Beweisfotos liefert, wer denn den Sekt daraus stibitzt hat.
Davon beschwingt kam Nelly auf die Idee, mit der Action-Kamera wilde Aufnahmen zu machen – dafür steht ja schließlich die Bezeichnung „Action“, oder? – und fand ausgerechnet in der Chefin die passende Komplizin. Und so entstand „Nellys schöne neue Welt“, Innenansichten aus der Remigius Bücherei… https://youtu.be/V9fB_3D4yh8 ...
Und wenn niemand Nelly Einhalt gebietet, kommt sie womöglich auf noch mehr Ideen, was und wen man filmen kann. Die Voraussetzungen sind gut: iPads und Greenscreen sind im Büchereialltag schon im Einsatz, Mikrophone wurden jetzt dazu gekauft und von Tom, dem Medienpädagogen, gab es ja zahlreiche methodische Anregungen und technische Tipps für kleine Workshops mit Kindern und Jugendlichen. Und weil Borken immer noch vom Virus bedroht wird und die Kita- Kinder nicht in die Bücherei kommen dürfen, kann Nelly ihr Quassel-Gen gar nicht ausleben. Dabei möchte sie doch soooo gerne noch die neuen Mikros ausprobieren